Was sind die Ursachen vaginaler Pilzinfektionen?
Scheidenpilze wie der sehr verbreitete Hefepilz Candida albicans sind die häufigsten Infektionen im weiblichen Genitalbereich, noch weit vor bakteriellen Erkrankungen. Bei Pilzen spricht man auch von Kandidosen (von Candida) bzw. Mykosen (griechisch: mykes, der Pilz). Bei einem gesunden und stabilen sauren Milieu haben diese Erreger kaum eine Chance, dank einer Heerschar an Milchsäurebakterien, auch Laktobazillen genannt, die ein lebensfeindliches Umfeld für Keime schaffen. Dennoch sind sie allgegenwärtig, man findet Candida Pilze im menschlichen Darm, auf der Haut und auch in der Vagina.
Leider ist dieses Milieu sehr störanfällig, sei es durch eine Trockenheit der Scheide in der Menopause, einen gestörten Hormonhaushalt durch Einnahme der Antibabypille oder einfach nur Streß und ein dadurch gestörtes Immunsystem. Sobald sich die Lebensbedingungen der Pilze verbessern, vermehren sich diese kleinen Überlebenskünstler schlagartig, es kommt zu einer Infektion. Da die Hefepilze in aller Regel bereits vorher in der Scheide vorhanden waren, spricht man auch von einer endogenen Infektion. Eine exogene Infektion durch einen infizierten Geschlechtspartner ist nur indirekt möglich, Scheidenpilz ist keine klassische sexuell übertragbare Geschlechtskrankheit und keinesfalls ein Indiz für Untreue des Partners!
Ins Reich der Sagen und Mythen gehören oft von Generation zu Generation weitergegebene Spekulationen über angebliche Ursachen und Infektionswege, z.B.: Unsaubere Toilettenbrillen, Türgriffe oder das Schwimmbad.
Wieviele Frauen sind von Vaginalmykosen betroffen?
Aktuelle Statistiken sagen, daß 75% aller Frauen mindestens einmal in ihrem Leben unter Scheidenpilz leiden, viele davon auch mehrfach. Für die Stabilität des Scheidenmilieus spielt auch die Veranlagung eine große Rolle, es gibt Frauen die enorm häufig betroffen sind, andere selten bis nie. Pilzinfektionen sind keinesfalls ein Hinweis auf mangelnde Intimhygiene und es gibt keinen Grund, sich dafür zu schämen! Je eher der Pilz behandelt wird, desto schneller ist eine Heilung möglich.
Welche Symptome zeigen sich bei einer Scheidenpilz Infektion?
Bei einer zu starken Vermehrung von Hefepilzen in der Scheide und auf den Schamlippen kommt es zu sehr charakteristischen Symptomen. Die Anzeichen für Vaginalpilz sind:
- Juckreiz und Brennen, primär im Bereich der kleinen Schamlippen und des Eingangs zur Scheide
- weißlicher Ausfluss mit Klumpenbildung, weißliche Ablagerungen an den Schamlippen, dickflüssig bis krümelig, oft verbunden mit einem unangenehmen Geruch
- gerötete und teilweise auch geschwollene Schleimhäute, bei starken Infektionen bis hin zu Rissen in der Haut
- seltener Bildung von Pusteln oder kleinen Bläschen, die von medizinischen Laien schnell mit Herpes verwechselt werden können
Für eine genaue Diagnose empfiehlt sich immer der Gang zum Gynäkologen, zwar gibt es Pilzcremes rezeptfrei in der Apotheke, zum Ausschluss anderer Ursachen ist der Arztbesuch aber unvermeidbar. Hierbei kann auch ein Abstrich vorgenommen werden, über den die Art der Pilze festgestellt werden kann, wie Eingangs erwähnt ist das fast immer Candida albicans oder einer seiner nahen Verwandten. Alternativ gibt es auch Selbsttests wie VagiQUICK von der NanoRepro AG für zu Hause, die binnen 10 Minuten für Klarheit sorgen. Dieser Test ist sehr genau, ist er aber negativ, bleibt einem der Gang zum Arzt zur Abklärung einer bakteriellen Infektion nicht erspart.
Hefepilze können auch den Darm befallen, die Symptome sind hier ganz ähnlich, im ungünstigsten Fall können Scheidenpilz und Darmpilz auch gleichzeitig auftreten, wenn das Immunsystem stark geschwächt ist.
Wie wird Scheidenpilz behandelt?
Zur Behandlung von Pilz im Intimbereich kommen antimykotische Cremes, Salben und Zäpfchen zum Einsatz, bekannte Präparate sind z.B. Canesten Gyn, Kadefungin 3, Antifungol Hexal, alle mit dem Wirkstoff Clotrimazol. Dieses Breitspektrum-Antimykotikum (nicht zu verwecheln mit einem Antibiotikum gegen Bakterien) wirkt gegen eine Vielzahl von Hefepilzen. Resistenzen gegen das Mittel gibt es so gut wie keine, die Heilungsrate liegt im Schnitt bei knapp 90%, gegen ruhende Sporen der Pilze ist der Wirkstoff aber machtlos. Leider ist Clotrimazol recht aggressiv, wie heißt es so schön: Zu Risiken und Nebenwirkungen fragen Sie Ihren Arzt oder Apotheker. Zur Akutbehandlung sind solche Präparate zweckmäßig und empfehlenswert, allerdings besteht auch die Gefahr, sich in einen gewissen Teufelskreis von Pilzinfektion, Pilzbekämpfung, Wiederaufbau der Scheidenflora, nächster Pilzinfektion zu begeben.
Statt immer wieder zu schmieren und zu cremen, gibt es auch natürliche Ansätze wie die 5 Schritte Methode „Schluss mit Pilzinfekten“. Es handelt sich hierbei um ein klinisch erforschtes System zur dauerhaften und wirksamen Bekämpfung und Vermeidung von Kandidosen, das bereits tausenden von Frauen weltweit geholfen hat, gerade bei immer wiederkehrenden Infektionen. Ganz ohne chemische Keule, ständigem Einsatz von Cremes mit potentiellen Nebenwirkungen, auf natürlichem und schonendem Wege, trotzdem mit recht schneller Wirkung.
Hierbei ist wichtig sich vor Augen zu führen: Hefepilzinfektionen sind immer ein Zeichen dafür, daß etwas im Körper im Ungleichgewicht ist, das Immunsystem nicht so arbeitet wie es sollte. Statt nur den Pilz von außen zu bekämpfen ist es weit effektiver, zusätzlich die tiefer liegenden Probleme zu beheben um so wiederkehrenden Scheidenpilz Infektionen vorzubeugen.
Kann Scheidenpilz weiterreichende Gesundheitsschäden verursachen?
Auf Foren finden sicher allerlei Gerüchte und Spekulationen, welche langfristigen Folgen eine unbehandelte Candida Infektion der Scheide haben kann. Im Regelfall sind keine Langfristschäden zu erwarten, was den Pilz aber nicht weniger unangenehm macht. Zudem können Viren und Bakterien leichter in kranke und entzündete Scheimhäute eindringen, so daß eine bestehende Scheidenpilz Infektion das Risiko sich mit sexuell übertragbaren Krankheiten wie Chlamydien, Tripper oder gar HIV zu infizieren beim Verkehr mit einem mit diesen Erregern infizierten Sexualpartner erhöhen kann.
Scheidenpilz führt auf Dauer, auch bei einer chronischen Infektion, normalerweise nicht zu Komplikationen. Anders verhält es sich beim durch den gleichen Pilz ausgelösten Darmpilz Infektion, die im Extremfall zu einem Befall innerer Organe und sogar einer Sepsis führen kann. Derart extreme Fälle/Verläufe sind aber auch extrem selten, eine Abklärung beim Arzt ist dennoch niemals verkehrt, denn im Gegensatz zum von den Symptomen sehr charakteristischen Scheidenpilz verursacht der Darmpilz meist allerlei diffuse Symptome wie Blähungen, Durchfall, u.ä. die schnell falsch zugeordnet werden und eine schnelle und sichere Diagnose erschweren.
Scham vor einem Besuch bei Gynäkologen oder Urologen ist vollkommen unangebracht, im Zweifel gilt wie bei allen gesundheitlichen Problemen: Lieber einmal zuviel zum Arzt, als einmal zu wenig!
Wie kann ich Scheidenpilz vorbeugen?
Eine perfekte Prävention gibt es nicht, ein gesundes Immunsystem und eine Anpassung der Ernährung können aber das Risiko entscheidend mindern. Ob zuckerhaltige Nahrungsmittel wirklich dem Wachstum von Hefepilzen und Pilzinfektionen bei Frauen Vorschub geben, ist unter Experten immer noch umstritten, obwohl diese Theorie oft vertreten wird. Klinische Studien liefern hier keine eindeutigen Ergebnisse.
Weitere hilfreiche vorbeugende Maßnahmen:
- Atmungsaktive Kleidung und vor allem Unterwäsche tragen, Baumwolle ist ideal, da sie atmet und gleichzeitig Feuchtigkeit aufnimmt. Gerade im Sommer kann Unterwäsche aus Kunstfasern durch das Anstauen von Feuchtigkeit das Wachstum von Pilzen begünstigen. Für sportliche Betätigung ist Funktionsbekleidung ideal, da diese die durch Schwitzen entstehende Feuchtigkeit nach außen leitet und so den Feuchtgkeitsstau vermeidet.
- Pilzsporen können sehr lange und unwirtlicher, trockener Umgebung überleben. Daher sollte Unterwäsche soweit möglich bei mindestens 60 Grad gewaschen werden, erst dann sterben die Sporen ab. Bei empfindlicher Unterwäsche ist Hygienespüler (z.B. Sagrotan Wäsche Hygienespüler) statt Weichspüler eine gute Wahl. Ideal ist auch die gute alte Chlorbleiche, die aber nur für weiße Wäsche geeignet ist, weil auf farbiger Wäsche dauerhafte Bleicheflecken entstehen können.
- Übertriebene Intimhygiene vermeiden. Das normale Milieu der Scheide verträgt durchaus auch eine Reinigung des Intimbereichs mit Seife oder Duschgel, allerdings in Maßen. Nur Wasser wäre am sichersten, auch wenn das sicher nicht den Hygienevorstellungen der meisten Frauen entspricht. Es gibt auch spezielle Ph-neutrale Seifen oder Waschgels für den Intimbereich, die besonders schonend und dennoch gründlich reinigen.
- Man mag es nicht glauben, weil schon Kindern beigebracht wird, daß man auf der Toilette den Popo immer von vorne/unten nach hinten/oben abwischt, aber der Vollständigkeit halber: Lieber ein paar Blatt mehr und nicht in die falsche Richtung.
- Toys für intime Momente sollten unbedingt nach jeder Benutzung gründlich gereinigt und desinfiziert werden, sie werden sonst dauerhaft zum Tummelplatz für Pilze und Bakterien aller Art. Am besten eigenen sich hierfür spezielle Reinigungsmittel die Pilze effektiv abtöten und gleichzeitig die teils empfindlichen Materialien nicht beschädigen oder porös machen.
- Während der Periode sollen keine Binden oder Slipeinlagen verwendet werden, diese führen ebenfalls zum Feuchtigkeitsstau, der perfekte Wachstumsbedingungen für die Hefepilze schafft. Besser sind Tampons, um Reizungen vorzubeugen hier aber lieber normale oder kleinere verwenden, wenn die Blutung am abklingen ist.
- Präparate mit Milchsäurebakterien verwenden, falls angebracht. Mit einem Test aus der Apotheke (Testhandschuh) läßt sich schnell und unkompliziert der Ph-Wert in der Scheide ermitteln, dieser Test ist identisch mit dem vom Frauenarzt. Liegt der Ph-Wert über dem Grenzwert von 4,5, kann er mit Hilfe von Milchsäurezäpfchen, -tabletten oder -gels die in die Vagina eingeführt werden reguliert werden. Die entsprechenden Produkte sind frei verkäuflich in jeder Apotheke erhältlich, oft auch in Kombipackungen zur Pilzbehandlung enthalten.
- Sport oder Sauna stärken langfristig das Immunsystem und sind generell gesund. Während einer aktiven Infektion sollte aber übermäßige körperliche Belastung vermieden werden, das Schwitzen ist dann nicht nur besonders unangenehm, sondern sorgt auch zusätzlich für eine Belastung der Schleimhäute der Scheide.
- Schimmen bevorzugt in Salzwasser oder Süßwasser, das Chlor im Schwimmbad tötet zwar Pilze ab, trocknet die Schleimhäute aber stark aus und kann auch bei Frauen mit empfindlicher Scheidenflora den Grundstein für weitere Infektionen legen.
Was muß ich bei Scheidenpilz in der Schwangerschaft beachten?
Leider treten Infektionen mit Intimpilzen im Rahmen einer Schwangerschaft statistisch gesehen besonders häufig auf, da sich die Schleimhaut in der Vagina verändert und die Zellen dort mehr Zucker produzieren. Das wiederum verbessert die Wachstumsbedingungen für Pilze ganz erheblich.
Von einer Behandlung mit Clotrimazol im ersten Trimester der Schwangerschaft wird auf Grund einer möglichen embryotoxischen Wirkung teilweise abgeraten, wobei Studien beisher keine teratogene Wirkung nachweisen konnten. Grundsätzlich gilt in der Schwangerschaft: Nie auf eigene Faust behandeln, auch nicht mit Hausmitteln, sondern immer den Rat eines Frauenarztes suchen! Vorzugsweise sollte das der Arzt sein, der auch die Schwangerschaft betreut.
Auf jeden Fall verzichtet werden sollte auf den Einsatz von Applikatoren zum Einbringen von Vaginaltabletten in die Scheide, da diese ein wesentlich tieferen Eindringen als beim Einführen mit einem Finger erlauben.